Eydís Evensen

Vor einiger Zeit schrieb Eydís Evensen ein Gedicht. Dieses Gedicht wurde zur Grundlage einer zweiteiligen Chorkomposition, die "ein schönes Licht, das erstarrte" beschreibt, bevor sie mit einem Schimmer hart erkämpfter Hoffnung schließt. "ljósið fagra lifir enn ljósið fagra lifir enn", so die Stimmen im zweiten Teil der Komposition, was auf Englisch so viel bedeutet wie "das schöne Licht überlebt noch". Die Worte waren eine Erinnerung an sie selbst und an die Welt, dass, egal wie dunkel es um einen herum ist, irgendwann ein Punkt kommt, an dem der Schmerz zu tauen beginnt, so dass es sich immer lohnt, durchzuhalten. "Es steht dafür, dass am Ende selbst der schrecklichsten Erfahrung immer etwas Schönes steht", betont das in Blönduós geborene Model, das sich in eine Klaviersensation verwandelt hat, "ganz gleich, wie schrecklich die Tortur war." Diese Worte ziehen sich durch jede Note und Melodie ihres erstaunlichen zweiten Albums, das - wie sollte es anders sein - den Titel The Light trägt. - Das Licht. Es ist eine Platte, die von der Resilienz in uns allen inspiriert ist, sagt sie - unserer Fähigkeit, angesichts persönlicher und kollektiver Katastrophen standhaft zu bleiben.

Die 29-Jährige - die auf dem Album auch zum ersten Mal singt - hat sich mit ihren eigenen Nöten und Sorgen auseinandergesetzt, um The Light zu schaffen. Einige entstanden aus den Krisen, die wir alle gemeinsam durchmachen: die Covid-19-Pandemie; ihr Entsetzen über Russlands Krieg gegen die Ukraine; ihre Furcht davor, dass die Gletscher und Naturwunder ihrer Heimat Island, die sie ursprünglich zum Schreiben von Musik inspiriert hatten, bald durch die Auswirkungen des Klimawandels zerstört werden. Es gab auch persönliche Prüfungen - Geister aus ihrer Vergangenheit, die es auszutreiben galt, Dämonen in ihrem Kleiderschrank, die sie an den Rand ihrer Kräfte brachten. Als der Tribut dieser Situationen auf ihr lastete, tat Evensen, was sie immer tat: Sie setzte sich an ihr Klavier, streckte ihre Finger aus und begann zu spielen. "Das war schon immer so", lächelt die Künstlerin. "Ich erinnere mich, wie ich [als Kind] zum Klavier ging und durch das Spielen der Tasten etwas herauslassen konnte. Es wurde zu einem Therapeuten und besten Freund für mich - ich fühlte mich immer besser, nachdem ich gespielt hatte."

Eine Veranstaltung von concertteam NRW.