Joachim Ullrich

Der Musikjournalist, Autor und Klangkünstler Michael Rüsenberg lädt Jazzgrößen bei „Speak Like A Child“ zu einem interessanten Austausch ein. Der Titel der Reihe geht zurück auf das Titelstück des legendären Herbie Hancock-Albums von 1968 und ist eine Referenz an die musikalische Grundfarbe des Stadtgartens. Jetzt gibt es die beliebte Interviewreihe auch als Podcast, zu hören hier auf dieser Website, Spotify und iTunes.

Die Mitteilungsfreude unter JazzmusikerInnen ist nicht gleichverteilt. Die meisten „erzählen Geschichten“ - mit ihren Instrumenten. Unter den aber auch verbal Mitteilungsstarken gehört Joachim Ullrich zu den begabtesten. Und dies ist nicht erst seit seiner Zeit als Pro-Rektor der Musikhochschule Köln (2010-2021), als das Reden und eben nicht mehr das Spielen seine Haupttätigkeit ausmachte. Er konnte auch schon früher, beispielweise zu Zeiten der Kölner Saxophon Mafia (1981 - ca 2011), ebenso anschaulich wie geistreich erklären, worum es im Jazz eigentlich geht.

Joachim Ullrich, geb. 1955 in Sachsen-Anhalt, gehörte 1978 zu den Gründern der Initiative Kölner Jazzhaus e.V. An der Musikhochschule Köln hatte er sich zwei Jahre zuvor für ein Studium der Klarinette eingeschrieben. Er wechselte zum Saxophon, wechselte in die Jazzklasse von Manfred Schoof.

Obwohl er das Studium nicht abschließt, übernimmt er 2004 an dieser Hochschule eine Professur für Jazz-Komposition und Ensembleleitung, 2010 zusätzlich das Amt des Pro-Rektors (des stellvertretenden Leiters in einem Gremium).
Zuvor hatte er, gleichfalls im Rang eines Professors, den Studiengang Jazz/Pop an der Universität Mainz geführt, 1999-2004.
Joachim Ullrich ist - neben Dieter Manderscheid u.a. - ein Musterbeispiel für den Wissenstransfer der Mitglieder der Initiative Kölner Jazzhaus e.V. über den Stadtgarten, die Offene Jazzhausschule e.V. sowie die Bachelor- und Masterstudiengänge der Musikhochschule an die nachfolgende Generation.

Dass Köln heute pro km2 mehr Jazztalente berherbergt als jede andere deutsche Stadt, ist ihr Verdienst.
Das Gespräch mit Joachim Ullrich fand statt am 24.11.2021 im Club „Jaki“, in der Reihe „Past & Present - The Music of Joachim Ullrich“; ohne Publikum, vor dem Konzert des Cologne Contemporary Jazz Orchestra mit einer stark überarbeiteten Fassung von Ullrichs „Faces of the Duke“ (1991) sowie einer neuen Komposition, der vierteiligen „Third Crime Suite“.

Text: Michael Rüsenberg

„Ellington hat es auf eine hemdsärmlige Weise gemacht, und das hat mich begeistert“ - Duke Ellington als „Blaupause“ für Joachim Ullrich (00:00)
„Dass jemand an den gleichen Stellen gleiche Soli spielt, ist zwar schade - hat aber nichts mit dem Komponisten zu tun“ - über den Innovationscharakter von Improvisation (00:00)
„Das Tenorsaxophon befindet sich im Koffer. Ich werde es nicht mehr anfassen“ - über Entzugserscheinungen, den „Sitzungskarneval“ an der Hochschule und das Ende der Kölner Saxophon Mafia (00:00)
„Wir sind nichts anderes als sprechende Spiegel“ - über die Prinzipien der Jazzausbildung in Köln. Oder, warum es dort keinen Jazz-Kanon gibt. (00:00)
„Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen“ - wem nützt ein Jazzstudium für was? (00:00)
„ Es geht um role models“ - über ein „Riesenproblem“: die Förderung von Musikerinnen (00:00)
„Das ist Kratzen an der Oberfläche“ - über die zunehmende Anzahl von JazzmusikerInnen, die für klassische Ensembles schreiben (00:00)
00:00
00:00